Vielleicht fühlst Du Dich manchmal leicht angespannt, entwurzelt und Dir fehlt Stabilität und Grundvertrauen, denn Du lebst in einer verkopften, leistungsorientierten Gesellschaft. Statt im Hier und Jetzt zu sein grübelst Du oft über die Vergangenheit nach oder sorgst Dich um die Zukunft. Deine Aufmerksamkeit sammelt sich daher oftmals mehr im Oberkörper und im Kopf. Deine Atmung ist schnell und oberflächlich und Du atmest nur noch in den oberen Brustraum anstatt tief in Deinen Bauch und bis in Deine Extremitäten hinein.
Indem Du das Erdelement in Deiner Yogapraxis stärkst, kannst Du Dich wieder mehr mit Deinem gesamten Körper und Deiner Umwelt verbinden und wieder ein besseres Körpergefühl entwickeln. Das Element Erde steht nicht nur für den Boden unter Dir, sondern für alles, das in seiner Form stabil, dauerhaft und fest ist. In Deinem Körper sind es beispielsweise die Knochen, Gelenke oder Zähne, aber auch Bestandteile des Körpers wie etwa Deine Muskeln, Sehnen und Bänder. Die Erde verleiht Dir das Gefühl von Bodenständigkeit und Verbundenheit zu Deinem eigenen Körper und Deiner Umwelt, die Dich umgibt.
Eine gute Erdung hilft Dir in der Gegenwart zu ruhen, verleiht Dir Kraft, Selbstsicherheit, Geduld und Gelassenheit und bringt Dich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein unausgewogenes Erdelement hingegen kann beispielsweise zu Schlafstörungen, Angstzuständen, Stimmungsschwankungen und innerer Unruhe führen.
Deshalb möchte ich Dir 8 einfache Yoga Posen vorstellen, die Dir helfen mehr Stabilität und Sicherheit zu finden und Dich wieder mit dem Element Erde verbinden, sodass Du gefestigter und gelassener durchs Leben gehen kannst.
Berghaltung (Tadasana)
Tadasana, auch die Berghaltung genannt, ist wohl eine der hilfreichsten Asanas um Dich mit der Erde, Deinem Körper, Deiner Atmung und Deinem Geist zu verbinden. Die Bergstellung ist eine Grundhaltung, sozusagen ein Fundament, aus der etliche andere Asanas abgeleitet werden. Diese aktive Standposition hilft Dir in Deinem Körper ganz präsent zu sein, sodass Du fest in der Erde verankert bist und daraus Stärke und Beständigkeit schöpfen kannst.
Stelle Deine Füße hüftbreit auf, damit Du mehr Stabilität erreichst. Die Außenkanten Deiner Füße sind parallel. Hebe alle Deine Zehen vom Boden weg, spreize diese weit auseinander und dann erde Deine Zehen wieder auf dem Boden. Verteile Dein Gewicht gleichmäßig auf beide Füße und stell Dir dabei vor, es wachsen Wurzeln aus Deinen Füßen tief in die Erde hinein.
Ziehe Deine Kniescheiben nach oben und spüre, wie Deine Oberschenkel fest werden. Drehe Deine Oberschenkelmuskulatur energetisch nach innen und gleiche diese Bewegung aus, indem Du das Steißbein nach unten fließen lässt, so dass sich das Becken sanft nach vorne öffnet.
Ziehe die seitliche Bauchregion, auch Flanken genannt, lang und verlängere Deine Wirbelsäule in einer sanften Streckung über den Scheitel des Kopfes hinaus. Rolle Deine Schultern zurück, sodass sich Deine Schulterblätter am Rücken zusammenziehen. Lass Deine Arme seitlich am Körper hängen. Die Handinnenflächen zeigen dabei nach vorne, Deine Finger sind gespreizt.
Nun senke Deine Nasenspitze vorsichtig Richtung Brust und fühle die Streckung im Nacken. Die Krone Deines Kopfes strebt dabei gen Himmel und Dein Blick ist gerade nach vorne gerichtet. Mit jeder Einatmung zieht sich Deine Wirbelsäule lang und strebst zusammen mit der Krone Deines Kopfes Richtung Himmel. Mit jeder Ausatmung Deine Schultern entspannen und Dich über Deine Füße erden. Bleibe hier für 10-15 tiefe Atemzüge.
Krieger I (Virabhadrasana I)
Der Krieger I schenkt Dir viel Vertrauen, Kraft, Stabilität und Zuversicht.
Von der Berghaltung aus machst Du mit Deinem linken Bein einen großen Schritt nach hinten. Deine linke Ferse ist etwas eingedreht und der Abstand zwischen Deinen Füßen ist hüftbreit, sodass Du beide Hüftknochen nach vorne ausrichten kannst. Beuge dann Dein rechtes Knie so, dass Knie und Fußgelenk übereinander positioniert sind. Senke das Steißbein ab. Dein Bauchnabel zieht nach innen oben und Du streckst Deine Arme Schulterbreit nach oben, Deine Handinnenflächen zeigen zueinander. Halte die Position für 5 tiefe Atemzüge und wiederhole dann auf der anderen Seite.
Der Baum (Vrksasana)
Gleichgewichtshaltungen wie der Baum geben Dir ein Gefühl mit der Erde verwurzelt zu sein und fördern Deine Konzentration und verleihen Dir Stabilität.
Stehe mit geschlossenen Beinen aufrecht auf dem Boden in Tadasana. Verlagere dann Dein Gewicht auf Dein linkes Bein und stell Dir vor, dass sich Dein linker Fuß fest im Boden verwurzelt. Wenn Du bereit bist, hebe Deinen rechten Fuß auf Höhe des Knöchels, wenn Du Einsteiger bist, oder wenn Du schon fortgeschrittener bist, stellst Du Deinen Fuß oberhalb des Knies an der Innenseite des Oberschenkels ab. Damit Dein Bein nicht abrutscht, übe mit dem Standbein einen leichten Gegendruck aus. Drehe Dein rechtes Bein im Hüftgelenk nach außen. Dein Beckenboden ist dabei ständig angespannt.
Führe nun Deine Hände vor der Brust zusammen in Anjali Mudra. Fixiere einen beliebigen Punkt für mehr Stabilität. Deine Halswirbelsäule ist in Verlängerung Deiner Brustwirbelsäule. Deine Schultern sinken entspannt nach unten ab. Stelle Dir einatmend vor, wie Du nach oben wächst. Ausatmend verwurzelst Du Dich noch mehr im Boden. Verweile in dieser Position für 5-10 tiefe Atemzüge. Dann wechselst Du die Seite mit Deinem rechten Bein als Standbein.
Der Adler (Garudasana)
Diese Balance Haltung ist etwas schwieriger als der Baum und erfordert etwas mehr Kraft, Flexibilität und Konzentration. Mit ein wenig Übung und Geduld wirst Du aber schnell eine Verbesserung Deines Gleichgewichts merken.
Für die Ausführung des Adlers beginnst Du mit Deinen Füßen in einem hüftbreiten Stand. Lege Deine Hände zur Stabilisierung an Deine Hüften. Beuge nun beide Knie leicht und kreuze Deinen rechten Oberschenkel über Deinen linken, so wie man es häufig im Sitzen auf einem Stuhl macht. Schiebe dann Deinen rechten Oberschenkel noch ein wenig mehr über Deinen linken, sodass Du Deinen rechten Fuß an die Außenseite Deiner linken Wade bringen kannst und wenn möglich um Deine Wade herumwickeln kannst.
Erst wenn Du in dieser Position Dein Gleichgewicht gefunden hast, bringe beide Ellbogen in Schulterhöhe rechtwinklig vor Deinen Körper und schiebe Deinen rechten Arm unter Deinen linken. Verbinde nun Deine Handflächen, der linke Ellbogen ruht in Deiner Armbeuge des rechten Arms. Deine Oberarme sind im rechten Winkel zu Deinen Unterarmen. Die Schulterblätter ziehen nach unten, der Ellenbogen kommt leicht nach vorne und Deine kleinen Finger nach oben. Halte hier für 5 Atemzüge. Wiederhole dann die Übung auf der anderen Seite.
Kopf zum Knie Stellung (Janu Sirsasana)
Diese sitzende Vorwärtsbeuge verleiht Dir ebenfalls Erdung und gleichzeitig verbesserst Du die Flexibilität in Deinen Beinrückseiten, Deinem Rücken, den Beininnenseiten und im Hüftgelenk.
Setze Dich hierfür auf Deine Matte und strecke Deine Beine nach vorne aus. Ziehe Deine Fußspitzen heran und schiebe Deine Fersen
weg von Dir, sodass Deine Oberschenkelmuskulatur aktiviert wird. Richte Deine Wirbelsäule auf, bis Du ganz gerade und aufrecht sitzt. Lege Deinen rechten Fuß an die Innenseite Deines gestreckten Beines. Lass Dein rechtes Knie Richtung Boden soweit es geht sinken. Beide Sitzbeinhöcker sollen weiterhin den Boden berühren und Deine Hüften stets gerade nach vorne zeigen.
Atme ein und strecke Deine Arme über Deinen Kopf. Deine Schultern bleiben dabei tief. Atme aus, drehe Dich leicht in Richtung des ausgestreckten Beins und beuge Dich aus der Hüfte nach vorne. Greife nun die Außenkanten Deines linken Fußes. Falls das nicht möglich ist, kannst Du einen Gurt zur Hilfe nehmen. Versuche nun bei jeder Einatmung etwas mehr Länge in Deinen Rücken zu bringen und bei jeder Ausatmung weich zu werden, um immer weiter mit Deinem Kopf in Richtung Knie zu sinken. Verweile hier für 5 entspannte Atemzüge, wiederhole anschließend auf der anderen Seite.
Heldenposition (Virasana)
Schaffe Länge in Deiner Wirbelsäule, während Du Deinen Geist zur Ruhe kommen lässt und Deinem Körper erlaubst sich in diese Pose hinein zu erden.
Setz Dich auf Deine Unterschenkel und Füße. Deine Beine sind leicht geöffnet, Deine Knie müssen sich dabei nicht berühren. Dein Rücken ist lang und aufgerichtet und Deine Handflächen ruhen auf Deinen Oberschenkeln. Falls Du keine Probleme mit Deinen Knien hast, kannst Du Deine Hüfte etwas anheben und Deine Füße weiterauseinanderziehen, sodass Du Dich zwischen Deine Unterschenkel und Füße auf den Boden setzen kannst. Deine Knie berühren sich nun. Falls Du diese Position als unangenehm in Deinen Knien und an Deinen Fußgelenken empfindest, dann setzte Dich auf einen oder zwei übereinander gestapelten Yogablöcken, die Du zwischen Deine Füße legst. Schließe dann Deine Augen, lasse Dein Becken schwer Richtung Boden sinken und halte für 10-15 tiefe Atemzüge.
Kindeshaltung (Balasana)
Die Stellung des Kindes baut Stress und Anspannung ab, gibt Dir Vertrauen und ein Gefühl mit der Erde verbunden zu sein.
Von Virasana aus legst Du nun langsam den Bauch auf Deinen Oberschenkel ab und senkst Deine Stirn auf den Boden. Deine Arme liegen seitlich neben Deinem Körper, die Handflächen zeigen nach oben. Entspanne Deinen Oberkörper, achte dabei insbesondere auf die Entspannung der Nacken- und Schultermuskulatur. Lass Dich mit jeder Ausatmung schwerer in den Boden sinken. Mit jeder Einatmung schöpfst Du neue Energie. Verweile hier 15 Atemzüge oder auch gerne länger.
Totenstellung (Savasana)
In Savasana ist Dein ganzer Körper in Kontakt mit dem Boden. Jede klassische Yogastunde endet in Savasana. In der Schlussentspannung ist das Ziel, dass Du Deinen Körper komplett zu entspannst, obwohl Dir vielleicht noch viele Gedanken durch Deinen Kopf schwirren.
Lege Dich nun auf Deinen Rücken und öffne Deine Beine und Arme nach außen. Deine Handflächen zeigen nach oben und Deine Füße lässt Du locker nach außen fallen. Ziehe Deine Schultern und Deine Schulterblätter sanft nach unten. Dein Kopf ist zentriert zu Deiner Körpermitte. Schließe dann Deine Augen und lass Deinen ganzen Körper schwer in den Boden sinken und fühle die Verbindung zum Untergrund unter Dir. Entspanne nun komplett und komme zur Ruhe. Du kannst hier nun 7-15 min liegen bleiben.
Je mehr Du das Erdelement und dessen Auswirkungen auf Deinen Körper verstehst, desto mehr kannst Du dieses Wissen auch in Deiner individuellen Yogapraxis sowie in Deinen Alltag integrieren. So verbesserst Du Deine Stabilität und Gelassenheit und schaffst es im Gleichgewicht zu bleiben. Wenn Du Dich gestresst und entwurzelt fühlst, dann richte den Fokus auf eine sanfte und langsame Yoga Praxis, die Dir die nötige Kraft und Stabilität. Übe besonders erdende Yoga Posen wie z.B. die 8 Yoga Posen, die ich Dir hier vorgestellt habe. Diese haben eine beruhigende und ausgleichende Wirkung auf Deinen Körper und Deinen Geist. Hilfreich ist es auch zusätzlich zu den Yoga Haltungen Atemtechniken, die eine erdende Wirkung haben, wie Ujjayi Pranayama (die siegreiche Atmung) und Meditation in Deine Yogapraxis zu integrieren.